Die meisten Rassekatzen kommen allen Bedenken zum Trotz im Freien sehr gut zurecht. Wie ist das bei der Bengalkatze: Wohnungshaltung oder besser Freigang?
Bei der Bengalkatze Wohnungshaltung vorzuziehen, scheint bei einer (teuren) Rassekatze auf den ersten Blick naheliegend. Doch die neugierigen Bengalkatzen lieben Bewegung und Abwechslung, sie kommen daher auch im Freigang gut zurecht und genießen ihn. Neben den allgemeinen Gefahren bestehen für auffällige Rassekatzen wie die Bengalen aber noch weitere Gefahren, zum Beispiel durch Diebstahl.
Die Bengalkatze kann sich zum Tyrannen für andere Katzen in der Nachbarschaft entwickeln, da sie kräftiger und aufgedrehter ist als die meisten Hauskatzen. Aus dem gleichen Grund leiden sie aber auch sehr unter zu wenig Bewegung und zu wenig Stimulation. Einen Kompromiss kann ein gesicherter Freilauf oder Balkon darstellen.
Bengalkatze: Freigänger
Fast alle Katzen lieben Freigang. Hier können sie rennen, lauern, Beute machen, in der Sonne liegen und sich den Wind durch die Schnurrhaare wehen lassen. Etagenwohnungen in der Stadt bieten schlechte Voraussetzungen für den Freigang, auch an stark befahrenen Straßen überwiegen die Gefahren die Vorteile des Freilaufs. Wenn die Umgebungsbedingungen stimmen und man sich für den Freigang entscheidet, gibt es noch ein paar Dinge zu beachten, bevor es mit der großen Freiheit los gehen kann.
Zunächst sollte man sich sicher sein, dass der Freigang auch dauerhaft gewährleistet werden kann. Wohnungskatzen an Freigang zu gewöhnen ist einfach, umgekehrt bedeutet es meistens viel Stress für Katze und Halter. Kommt die Katze neu ins Haus oder nach einem Umzug muss sie für mindestens vier bis sechs Wochen in der Wohnung bleiben, um sich an die neue Umgebung bzw. auch ihren neuen Besitzer zu gewöhnen. Bei jungen Katzen oder Tieren, die das erste Mal Freigang bekommen, sollte der Besitzer sie auf dem ersten Gang nach draußen begleiten. So kann man auch schnell erkennen, ob die Katze mit der Situation überfordert ist.
Besonders komfortabel ist der Einbau einer Katzenklappe. So kann die Katze frei entscheiden und sich bei einem plötzlichen Regen oder wenn sie Angst hat in ihr Zuhause zurückziehen.
Katzenklappen mit Erkennung des Mikrochips der eigenen Katze verhindert unerwünschte Besuche von Nachbarkatzen oder – hunden. Ist der Einbau einer Klappe nicht möglich sollte dem Tier ein trockener, im Winter isolierter Platz zur Verfügung stehen. Ist der Besitzer dann mal nicht zu Hause, um seinen Pförtnerdiensten nachzukommen, kann es hier Schutz finden. Dazu eignen sich Garagen, Schuppen oder spezielle Schutzhütten, die man auch leicht selbst bauen kann.
Nachteile des Freigangs
Freigänger sind vielen Gefahren ausgesetzt:
- Straßenverkehr: Selbst langjährige Freigänger können unter die Räder und dadurch zu Tode kommen oder schwer verletzt werden.
- Landwirtschaft: Auf dem Land sind besonders viele Katzen unterwegs, hier lauern aber auch besondere Gefahren. Katzen können hier zum Beispiel in Mähwerke geraten, in Güllebehälter fallen oder in Ställen von Tieren verletzt werden.
- Menschen: Wohlmeinende Mitmenschen können die vermeintlich herrenlose Katze einsammeln, es ist daher sehr wichtig, Freigänger mit einem Mikrochip zu kennzeichnen. Beim Klettern in Scheunen oder Gartenhäusern kann die Katze versehentlich eingesperrt werden. Auch gibt es immer wieder Berichte von Katzen, auf die geschossen wurde oder die anderweitig von Menschen gequält wurden.
- Gift: Giftköder sind immer wieder in den Schlagzeilen. Doch nicht nur absichtlich gegen Hunde und Katzen ausgebrachtes Gift kann der Katze zum Verhängnis werden, auch Rattengift bzw. Ratten und Mäuse, die dieses Gift aufgenommen haben, sind Gefahrenquellen für Katzen.
- Krankheiten und Parasiten: Freigänger können sich eher mit Krankheiten anstecken, bekommen schneller Zecken und Flöhe. Durch den Verzehr von Mäusen können sie sich mit Würmern infizieren. (s. auch Parasiten)
- Kontrolle: Benötigt die Katze Spezialfutter oder Medikamente ist dies bei Freigängern kaum zu überwachen bzw. die regelmäßige Medikamentengabe nicht zu gewährleisten.
Katzen fangen Vögel, das ist bei Freigängern nicht zu verhindern. Ihre Hinterlassenschaften werden nicht nur im Garten der Besitzer, sondern auch in den Gärten der Nachbarn landen. Daher kann es Sinn ergeben, vorher das Gespräch mit seinen Nachbarn zu suchen und vielleicht anzubieten, die Hinterlassenschaften bei Bedarf zu beseitigen.
Besondere Gefahren für Rassekatzen
Rassekatzen sind meist sehr teuer in der Anschaffung, das wissen auch Katzendiebe. Die Bengalkatze sticht mit ihrem Fell und ihrer Statur heraus und fällt auch ins Auge, wenn man sich wenig mit Katzenrassen auskennt. Einige Menschen sammeln Rassekatzen auch mit den besten Absichten ein, weil sie davon ausgehen, dass diese von zu Hause ausgebrochen sind.
Rassekatzen werden von guten Züchtern auch auf ihre Menschenfreundlichkeit selektiert und in der Prägephase sozialisiert, so dass sie offen und neugierig auf andere Menschen und Tiere zugehen. So sind sie noch stärker gefährdet, gestohlen oder verletzt zu werden.
Besonders bei Rassekatzen ergibt es daher Sinn, vor dem Freilauf das Gespräch mit seinen Nachbarn zu suchen. So machen sich diese keine Sorgen, wenn sie die Katze im Freien sehen und werden eher aufmerksam, wenn jemand die Katze mitnehmen möchte.
Gesicherter Freigang
Ein Kompromiss zwischen kompletter Freiheit und Wohnungshaltung ist der gesicherte Freigang. Ein Katzenauslauf im Garten kann durch eine Fachfirma errichtet oder mit etwas handwerklichem Geschick auch selbst gebaut werden. Ein einfacher Gartenzaun reicht für Katzen, besonders die agile Bengalkatze, leider nicht aus. Für kleinere Ausläufe eignen sich Volieren, die auch nach oben komplett gesichert sind. Soll ein größerer Teil oder sogar der ganze Garten gesichert werden, muss der mindestens 1,80 m hohe Zaun oben zusätzlich mit einem nach innen gerichteten Zaunelement gesichert werden. Nach unten sollte der Zaun mindestens 10 cm tief eingegraben werden. Je nach geltenden Vorschriften kann eine Baugenehmigung für die Errichtung einer Voliere oder eines besonders hohen Zaunes erforderlich sein.
Balkone können mit speziellen Katzennetzen gesichert werden und bieten auf kleinem Raum einen tollen Ausblick für die Katze.
Einige Katzen lassen sich auch an Geschirr und Leine gewöhnen und können so in den Garten oder sogar auf kurze Spaziergänge mitgenommen werden. Wichtig ist eine langsame Gewöhnung. Einige Katzen weigern sich auch, diese Einschränkung zu akzeptieren und dürfen nicht dazu gezwungen werden.
Bengalkatze: Wohnungshaltung
Bei der reinen Wohnungshaltung ist es besonders wichtig, für Abwechslung zu sorgen, damit sich die Katze ausreichend bewegt und nicht langweilt. Ein oder mehrere Kumpel zum Spielen sorgen für Action, auch wenn der Mensch mal nicht zu Hause ist. Mit vielen Kratz- und Klettermöglichkeiten, die immer mal wieder neu arrangiert werden, bleibt die Umgebung für die Katze stimulierend. Und am Wichtigsten ist natürlich das tägliche Spiel mit dem Menschen. Bei wilden Versteck- und Jagdspielen kann die Katze ihren Jagdtrieb ausleben, für die geistige Auslastung können Intelligenzspielzeug und, mit Futter bestückte Fummelbretter eingesetzt werden. Viele Katzen haben auch Spaß an dem Erlernen kleiner Tricks.