Alles über die Bengal-Katze
Bengalkatzen sehen aus wie kleine Leoparden und tragen deshalb auch den Namen “Leopardettes”. Charakterlich haben sie mit der Raubkatze jedoch wenig gemeinsam. Im Gegenteil gelten sie als besonders verschmust, was sie zu einer der beliebtesten Katzenrassen macht. Erfahren Sie hier alles über die grazile Bengalkatze, ihren Charakter, ihre Haltung, ihre Lebenserwartung und vieles mehr.
Die Bengalkatze kurz vorgestellt
Die charakterstarken, menschenbezogenen Katzen im Leo-Look ziehen sofort alle Blicke auf sich. Von ihren wilden Vorfahren haben sie nicht nur ihren Pelz, sondern auch ihren geschmeidigen Körperbau, ihr Temperament und ihre fehlende Wasserscheu behalten. Dabei sind sie sehr sozial und genießen den Kontakt zu Menschen. Die außergewöhnlichen Samtpfoten haben einige besondere Ansprüche an ihre Halter, und die Anschaffung sollte, wie bei jedem Haustier, gut vorbereitet werden.
Aussehen
Die Bengalkatze bezaubert mit ihrem exotischen Aussehen. Mit dem schlanken, eleganten Körperbau, den großen starken Pfoten und der außergewöhnlichen Fellzeichnung sieht sie aus, als wäre sie gerade aus dem Dschungel ins Wohnzimmer getigert. Mit einer Schulterhöhe von bis zu 40 Zentimetern und einem Gewicht von ca. 4 Kilogramm bei Katzen und 5 bis 7 Kilogramm bei Katern sind sie etwas größer als die durchschnittliche Hauskatze.
Die Beine sind lang und kräftig, Kopf und Ohren sind eher klein. Die großen, ausdrucksstarken Augen werden durch die in der Fellzeichnung charakteristischen “Lidstriche” nochmal betont. Das Fell ist dicht, eher kurz und kann verschiedene Grundfarben aufweisen. Erlaubt sind Brown (Braun) in verschiedenen Ausprägungen, Silver (Silber), Snow (Weiß) und Blue (Blau).
Es gibt zwei Zeichnungen der Bengalkatze, “Marbled” und “Spotted“. Die Zeichnung “Marbled” bezeichnet eine gestromte Marmorierung des Fells, “Spotted” bezeichnet die leopardenartigen Tupfen. Alle Farben und Zeichnungen sollten eine schwarze Schwanzspitze aufweisen.
Auch langhaarige Bengalkatzen können vorkommen, selbst in Zuchten von kurzhaarigen Eltern. Zum Teil werden langhaarige Katzen gezielt gezüchtet, sie werden zum Beispiel unter den Begriffen Cashmere-Bengalen oder Pardino geführt. Bis auf die Fellstruktur unterscheiden sich diese nicht von den kurzhaarigen Bengalen.
Verhalten
Das wilde Erbe lässt sich bei den Bengalkatzen erahnen, wenn man ihnen bei ihren übermütigen Spielen zusieht. Bengalkatzen sind sehr aktiv und brauchen Abwechslung und Beschäftigung.Die wilde Leopardkatze, Vorfahre der Bengalkatze, ist eine der wenigen Katzenarten, die auch schwimmen. Und auch die heutigen Bengalkatzen zeigen noch viel Interesse an Wasser, wenn auch meist eher zum Spielen als zum wirklichen Schwimmen. Sie sind sehr sozial und kommen in der Regel sehr gut mit Artgenossen aus. Diese brauchen sie auch, um ihren Bewegungs- und Spieldrang zu befriedigen.
Bengalkatzen lieben Wasser, wie das Video zeigt:
https://www.youtube.com/watch?v=BVgY-4XVSEE
So anhänglich an Menschen die Tiere sind, sie sind auch eigensinnig und wissen ganz genau was sie wollen. In diesem Punkt sind sie typische Katzen. Mit ihren Menschen “reden” Bengalkatzen gern und verhältnismäßig viel, wobei sie über einen großen Tonumfang verfügen.
Mit ihrem Temperament und ihrer Geschicklichkeit sind sie sehr gute Kletterer. Sie erkunden und erklimmen jedes Regal und sind auch als Ausbrecher geschickt. Eine abwechslungsreiche Haltung ist daher unbedingt erforderlich, damit sich die Samtpfoten nicht andere Beschäftigungen suchen.
Bengalkatzen sind sehr intelligent und lernen gut Kunststücke, besonders Apportieren scheint vielen Vertretern der Rasse viel Spaß zu machen. Wie bei jeder Katze ist auch hier Geduld und Freude am Spiel Voraussetzung für das Lernen.
Gesundheit
Wie die meisten Rassen haben auch Bengalkatzen eine Neigung zu bestimmten Krankheiten. Bekannte vererbbare Krankheiten bei Bengalen sind Patella-Luxation, (Herausspringen der Kniescheibe), Progressive Retina-Atrophie (Netzhautschrumpfung, die zur Erblindung führen kann), Polyzystische Nierenerkrankung (Zystenbildung an den Nieren) und Hypertrophe Kardiomyopathie (Herzerkrankung). Die Gefahr von Erbkrankheiten kann durch die Wahl von verantwortungsvollen Züchtern deutlich reduziert werden.
Krankheiten bei der Bengalkatze im Video (EN):
https://www.youtube.com/watch?v=KkB46fjvMbs
Einige Tiere neigen zu einem empfindlichen Magen, sie können auf abrupte Futterwechsel stärker reagieren oder vertragen bestimmte Futtersorten nicht.
Die Abenteuerlust der kleinen Wildfänge kann zu einem erhöhten Verletzungsrisiko führen, hier sollte also noch mehr als bei gemütlicheren Rassen auf die Sicherung von hohen Kratzmöbeln, Schlupflöchern etc. geachtet werden.
Über die Lebenserwartung gibt es kaum Daten, da die Rasse noch sehr jung ist. Inzucht kann erfahrungsgemäß zu einer verkürzten Lebenserwartung führen, dies ist für die Bengalkatze aktuell nicht belegt. Es kann von einer Lebenserwartung von ca. 15 Jahren ausgegangen werden.
Herkunft und Rassengeschichte
Die Bengalkatze sieht nicht nur wild aus, tatsächlich wurde hier eine Wildkatze eingekreuzt. Für den charakteristischen Fleckenlook ist die Leopardkatze oder Bengalkatze (Prionailurus bengalensis ) verantwortlich. Die gleiche Bezeichnung der Wildkatze und der Rasse als Bengalkatze kann zu Missverständnissen führen. Die meisten Katzenhalter, die nicht auch Zoologen sind, führen diesen Begriff aber für die Rasse. Spätestens wenn es um die Haltung oder den Erwerb einer Bengalkatze geht sind Verwechslungen ohnehin eher nicht wahrscheinlich.
Die Leopardkatze ist in Ost- und Südostasien heimisch, wo sie ein Leben als einzelgängerischer Jäger fern vom Menschen führt. Die Wildkatze lässt sich nicht zähmen und vermischt sich nicht mit Hauskatzen. Hybriden der beiden Arten zeigten auch in späteren Generationen immer noch ihre wilde Seite und sind nicht als Haustier haltbar. Auch sind Hybridkater häufig unfruchtbar, so dass die Zucht einer wild aussehenden Hauskatze alles andere als einfach war.
Die Zucht der Bengalkatze geht auf die Genetikerin Jean Sudgen (später Jean Mill) zurück. Mit dem Ziel einer Hauskatze mit Wildkatzenfell kreuzte sie eine Leopardkatze mit ihrem schwarzen Hauskater, deren einzigen Nachkommen mit gepunktetem Fell sie mit dem Vater zurück kreuzte. Die Nachkommen wiesen zwar die gewünschte Fellfarbe auf, waren aber meist unfruchtbar. Erst rund 10 Jahre später nahm Jean Sudgen die Zuchtversuche wieder auf. Als Grundlage dienten hierbei Hybriden aus einem Forschungsprojekt des Mediziners Willard Centerwall. Diese kreuzte sie unter anderem mit Abessiniern und Orientalen, daraus und durch gezielte Inzucht entwickelte sich schließlich ein einheitlicher, fruchtbarer Typ. Die Anerkennung dieser neuen Rasse erfolgte 1986 durch die TICA.
Passt eine Bengalkatze zu mir?
Besonders ihr außergewöhnliches, wildes Aussehen lässt die Herzen vieler Katzenmenschen höher schlagen. Doch Bengalkatzen sind nicht für jeden geeignet, da sie einige besondere Anforderungen an ihre Halter stellen. Sie brauchen viel Beschäftigung und Aufmerksamkeit (s. auch Bengal-Katze: Charakter). Eine zweite Katze hilft dabei sehr, die Haltung von zwei oder mehr Katzen wird bei den Bengalen auch immer empfohlen. Sie ersetzt jedoch nicht die tägliche Spiel- und Kuschelstunde mit dem Halter. Da die Tiere sehr kräftig, temperamentvoll und eher dominant sind, kann es im Zusammenleben mit anderen Rassen zu Problemen kommen. Andere Rassen können sich überfordert fühlen von dem Energiebündel, sehr zarte Tiere können bei den wilden Raufereien verletzt werden.
Eine kleine Wohnung ohne Freilauf ist für Bengalkatzen nicht geeignet. Sie brauchen Platz, viele Kletter- und Versteckmöglichkeiten und idealerweise einen gesicherten Freilauf. Natürlich ist auch eine Haltung mit unbegrenztem Freilauf möglich, doch birgt dies einige Risiken. Teure Rassekatzen, besonders wenn sie so auffällig sind, können gestohlen werden. Sind andere Katzen in der Umgebung kann es passieren, dass sich die dominante, starke Bengalkatze zum Tyrannen der Nachbarschaft entwickelt.
Worauf sich Bengalkatzen-Besitzer gefasst machen müssen – ein paar Impressionen im Video (EN):
https://www.youtube.com/watch?v=F_oQALXNnPg
Eine besondere Pflege brauchen Bengalkatzen nicht. Ihr Fell ist dicht und kurz, so dass regelmäßiges Bürsten oder andere Maßnahmen zur Fellpflege nicht erforderlich sind. Was nicht heißt, dass Bürsten keinen Nutzen hat: Wie viele Katzen genießen Bengalen sanftes Bürsten und die damit verbundene Aufmerksamkeit durch ihren Halter. Dies fördert auch die soziale Bindung. Langhaarige Bengalen benötigen mehr Pflege, ihr Fell sollte regelmäßig gebürstet werden, um Verfilzungen vorzubeugen. An ihr Futter stellen sie keine besonderen Anforderungen.
Wer genügend Zeit und Platz für zwei oder mehr Tiere, viel Freude an Spiel und Action und keine teure Nippes-Sammlung im Regal stehen hat, bekommt mit Bengalkatzen außergewöhnliche, spannende und anhänglich vierbeinige Freunde.